Berner Zeitung, 19. Sept. 1992

«Schauen, ob gestreute Samen aufgehen»

Morgen Sonntag gehen die sechswöchigen Stadtökologie-Wochen zu Ende. Rund tausend Personen haben die über 30 Veranstaltungen besucht. Damit sind Projektleiter Claude Haltmeyer und das Ökozentrum-Team zufrieden

Eine Fülle von Veranstaltungen fand während der Stadtökologie-Wochen in den sechs Quartieren statt. Die Projekte trugen Titel wie «Grün kontra Grau» oder «Abschied vom Emchloch» und wurden vom Ökozentrum Bern in Zusammenarbeit mit diversen Quartiergruppen und Vereinen organisiert.

Rund tausend Personen nahmen an den über 30 Veranstaltungen teil, ein Drittel allein bei den zwei Stadtbach-Führungen. Nicht gezählt wurden die Besuchenden der sechs Quartierfeste.

Bisher Passive angesprochen

Die Öko-Wochen seien ein Erfolg gewesen, bilanziert Projektleiter Claude Haltmeyer. Allerdings habe das schlechte Wetter in der vierten und fünften Woche einen Einbruch verursacht. Auf guten Anklang seien neben den Workshops das Ökotram und die Wanderausstellung «Werkstadt Lebensvielfalt» gestosssen. Der Animationsteil der Ausstellung sei zwar kaum benutzt worden. Insgesamt sei es aber gelungen, neben den bereits Engagierten und der Verwaltung auch bisher in Sachen Umwelt eher Passive anzusprechen. «Wir hatten nicht nur ein Insiderpublikum», freut sich Haltmeyer.

Dass Umweltbewusstsein «nicht nur mit Aludeckeli-Sammeln und Verzicht zu tun hat», habe erfolgreich vermittelt werden können: «Ökologie wird nur Chancen haben, wenn es gelingt, aus dem puritanischen Verzichtsdenken auszubrechen», meint Claude Haltmeyer. «Wie gut der Samen aufgeht, werden wir in einem oder zwei Jahren sehen.»

Im Murifeld-Quartier wurde das Ziel laut Haltmeyer «mehr als erreicht». Er führt dies auf die seit Jahren aktiven Quartiergruppen zurück, die den Nährboden für das Umweltbewusssein schon vorbereitet hätten.

Auch in Agglo-Gemeinden?

Weil das langfristige Wirken wichtig sei, plane das Ökozentrum schon viele neue Projekte, berichtet Haltmeyer. So finde 1993 ein zweitägiges Symposium von Fachleuten zum Thema Stadt- und Siedlungsökologie statt, und die Ausstellung «Werkstadt Lebensvielfalt» soll an Schulklassen ausgeliehen werden. Zudem überlegt sich das Ökozentrum, ob es auch in den Agglomerationsgemeinden Stadtökologie-Wochen organisieren soll. In Sachen Stadt- und Siedlungsökologie bleibe das Zentrum jedenfalls am Ball, sagt Haltmeyer: «Unsere Ideen sind noch zuwenig verbreitet. peb